Rudolf Jahns,
der Maler der in Farbe verwandelten, verzauberten Kompositionen,
gilt als der Poet - genauer noch: als der Musikant - des Konstruktivismus,
der hannoverschen Kunst der 20er Jahre. Sie hatte in der Gruppe
"die abstrakten hannover" einen ersten, überregional
bedeutsamen Zusammenschluß gefunden.
Heute zählen
die "abstrakten", Carl Buchheister, Rudolf Jahns, Hans
Nitzschke, Kurt Schwitters, Friedrich Vordemberge-Gildewart und
als Gast César Domela, zu den wichtigen Vertretern der Avantgarde
der Zwischenkriegszeit. Damit ist der Standort der Kunst des frühen
Jahns überzeugend dokumentiert. Die zweifellos zutreffende
Charakterisierung "konstruktiv - abstrakt - poetisch - musikantisch",
der lyrisch-schönheitliche Klang der Bilder könnten indessen
über die Grundbefindlichkeit der Kunst von Rudolf Jahns hinwegtäuschen.
Denn diese wurzelt in seiner unstillbaren Suche, Sehnsucht und Beschwörung
von Wirklichkeit. "Malerei ! was ist das (?), wenn nicht Leben",
postuliert der Künstler bereits 1922. Das Motto sollte die
Devise seines Künstlertums, seiner Überlegungen und seines
Lebens bleiben - auch seines Ringens, seiner Auseinandersetzungen,
seiner Verzweiflungen.
Kunst war für
ihn ganz unmittelbar und existenziell mit Leben verknüpft.
Aus solcher Verknüpfung resultieren sein Werk, die Einheit
und die Ganzheit seines vielfältigen, in vielem sogar gegensätzlich
anmutenden Schaffens, nicht zuletzt die Überwindung des Gegensatzes
"abstrakt-gegenständlich". Sichtbarmachen von Harmonie
kennzeichnet dieses spannungsvolle, ebenso eigenwillige wie außergewöhnliche,
der Norm ebenso unterworfene wie von der Norm abweichende künstlerische
Lebenswerk : "Ich will die Harmonie und den Klang". Der
Satz aus dem Jahre 1925 ist Bekenntnis, Kampfansage und Ausdruck
eines Lebensgefühls in einem !
(Joachim Büchner
über Rudolf Jahns)
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